Jugendstilstuck, Innenbalkone und ein verzierter Spiegel, der jeden einfängt, der sich zu Techno, Trash und Indie-Sound verliert. Besonders das Liveprogamm der kleinen Bar kann sich sehen lassen.
»Wir, mit unserer Kultur, sind schon jahrelang auf Sankt Pauli und wenn da jemand kommt aus Bayern, der Ruhe gewöhnt ist, sollte sich gut überlegen, ob er auf diese heftige Tanz- und Feiermeile zieht.«
Ja, ich bin Susanne Leonhard. Ich bin 57 Jahre alt und ich mache das Docks seit elf Jahren als Geschäftsführerin.
Das Docks selber ist noch nicht ganz so alt wie ich, aber auch schon sehr, sehr alt. Ich habe jetzt keine direkte Zahl, aber ich würde mal sagen, wir haben den Laden schon mindestens 25 Jahre, wenn nicht 30. Er ist unter einer Führung, nicht unter einer Geschäftsführung, aber im Besitz einer GmbH.
Das Docks ist sehr vielseitig. Das Docks bedient einmal Konzerte in einer speziellen Größe und man würde wohl auch sagen, weil die Prinzenbar dazugehört, wer einmal auf der Bühne in der Prinzenbar gespielt hat, wird irgendwann auch mal auf der Bühne im Docks spielen. Es gibt auch Leute, die die Bühne der Prinzenbar komplett auslassen und auf einmal schon ganz doll gehypt sind, wenn sie im Docks auf der Bühne stehen. Davon gibt’s mehrere Künstler, zum Beispiel Nina Hagen, Metallica … also jeder, der einmal richtig groß rauskommen will, hat bestimmt auf der Docks Bühne angefangen. Wir bedienen Künstler, die so ungefähr 1000, 1200, 1500 Leute anziehen. In der Prinzenbar ist es eher die kleine interessante Nische. In der Prinzenbar haben wir eine Kapazität von 250 Menschen und da ist es ganz wichtig, dass man ein Konzert hat, was angesagt ist, aber nicht zu angesagt – also eigentlich eher ein Geheimtipp. Das Docks besteht aber nicht nur aus Konzerten, sondern wir sind ein kompletter bunter Haufen von verschiedenen Sachen. Unter anderem haben wir einmal die größte Schwulen-Party in der Stadt, das ist die „Glory And Youth“. Dann haben wir eine der größten Hip-Hop-Partys in ganz Deutschland zurzeit, das ist die „Old But Gold“. Und dann bedienen wir natürlich auch das elektronische Herz, wo vielleicht auch mein Herz am meisten drin steckt. Das sind musikalische und technische Tanzveranstaltungen, die sehr bunt und vielfältig sind. Da sollte man direkt mal hingehen, weil man wird erstaunt sein darüber, was wir aus einer Konzert Location machen. Wir verkleiden diesen Laden komplett bunt und man würde ihn nicht mehr wiedererkennen. Es gibt immer ein Dekorationskonzept, das haben wir natürlich auch bei der „Gloria And Youth“ und auch bei der „Old But Gold“, aber ich würde sagen, unsere Dekorationskunst eben wir in unseren Techno-Partys aus. Das ist das, was wir machen. Ich würde es sagen, es ist auch nicht nur Musik. Wir machen auch Kunstausstellungen und, was mein ganz spezielles Gebiet ist, ist Licht.
Das Docks war mal vor ganz langer Zeit ein Lichtspielhaus und ich selber bin Feng Shui Beraterin. Na klar spüre ich diese alten Energien in diesem Haus und daher bin ich sehr davon angetan, die Energie des Lichtspielhauses weiterleben zu lassen.
Was ist Lichtkunst? Lichtkunst ist Fernsehen. Lichtkunst ist Film. Lichtkunst ist Mapping. Lichtkunst ist einfach nur eine Lampe. Lichtkunst ist aber auch das sichtbar zu machen, was man sonst nicht sieht. Daher habe ich auch in allen meinen Dekoelementen immer wieder Lichtkunst. Die Prinzenbar ist zum Beispiel 360 Grad gemappt. Da kann man die Stuck-Rosen wachsen sehen während man da drin steht. Man kann aber auch eine Aquariumsatmosphäre schaffen. Es ist sehr schwer zu beschreiben und ich würde jedem empfehlen mal in die Prinzenbar oder ins Docks zu besonderen Veranstaltungen zu gehen, weil da sieht man dann, was ich mit Lichtkunst meine und was ich weiterlebe aus der Vergangenheit.
Wenn wir jetzt gerade bei der Vergangenheit sind. Vor 100 Jahren hat Mr. Knopf ein Lichtspielhaus eröffnet. Eigentlich ein Restaurant. Er hat das glaube ich übernommen von Hagenbeck, da bin ich mir nicht so ganz sicher. Ganz, ganz früh in der Geschichte hatte Hagenbeck mal das Docks. Das war eine bisschen schaurige Ausstellung, denn der Zoo Hagenbeck hat damals außergewöhnliche Menschen ausgestellt und zwar sowas wie Sklaven, sowas wie Menschen mit andersartigen Krankheiten oder Geschwülsten, also Menschen, die einfach anders aussahen. Und wenn es dann auch schwarze, weiße oder auch gelbe Menschen waren, ich habe keine Ahnung. Manchmal habe ich das Gefühl, ich muss diesen Laden noch ausräuchern oder ich muss mit Hagenbeck mal diese Geschichte abschließen und mal sich vielleicht für dieses entschuldigen. Da liegt die Entschuldigung eher bei Hagenbeck. Ich spüre manchmal noch komische Vibes in diesem Laden und denke immer »Ich muss da mal was verändern«, aber weiß noch nicht genau wie.
Ihr merkt schon, ich bin auch in anderen Sphären unterwegs, obwohl ich ein sehr realistischer Mensch bin. Aber ich entscheide auch sehr viele Entscheidungen nach Gefühl und nicht nach Kopf. Der Kopf hat immer zwei Seiten. Es gibt Kontra und es gibt Pro und wenn das ausgeglichen ist, dann muss das Gefühl einsetzen. Deswegen bin ich ein sehr gefühlvoller Mensch. Ich verlasse mich auch ständig auf mein Gefühl.
Aber weg von meinem Gefühl, jetzt kommen wir noch einmal zu Mr. Knopf. Der hat hier nämlich damals ein Restaurant aufgemacht und es lief nicht gut auf dem Kiez vor 100 Jahren. Dann hat er als erster, ich glaube sogar als erster in Europa, hat er Lichtkunst in Form von Filmkunst ins Docks gebracht. Damals hat Herr Knopf eine Leinwand in die Mitte des Restaurants gehängt und die Leute, die von der falschen Seite den Film betrachtet haben, die haben weniger Eintritt bezahlt als die Leute, die das von vorne gesehen haben. In der Prinzenbar sieht man noch rechts oben von der Bühne die alte Leinwand, die ist nämlich im Stuck eingearbeitet. Die Prinzenbar war die VIP-Lounge für dieses Kino. Da haben die Leute dann noch einmal mehr bezahlt, damit sie ganz alleine die Filmfetzen sehen, die damals produziert wurden.
Der Film war damals, bevor Knopf ihn nach drinnen geholt hat, wie so ein Wanderzirkus. Die Leute sind mit Filmleinwänden von Dorf zu Dorf gereist und haben die ersten laufenden Bilder gezeigt. Ein Film war vielleicht, wie Leute aus dem Zug gestiegen sind. Das war für die Menschen aber sehr interessant, weil das hatten sie vorher noch nie gesehen. Man sagt auch, das Docks – also das Knopf – sei das allererste Lichtspielhaus von Europa.
Als das Klubhaus gebaut wurde, rechts von mir, da konnte man in einer kurzen Sequenz an meiner Wand noch die uralte Kinoreklame sehen von diesem Lichtspielhaus. Ich habe es auch fotografiert, aber jetzt ist sie leider wieder überbaut.
Als ich hier damals anfing das Docks zu übernehmen, da hatte der Laden leider seinen Ruf komplett verloren. Es gab schlechte Zeitungskritiken von den Security, die vor der Tür standen, die sollten Gangbang-Partys mit den Mädels gemacht haben, die aus dem Docks gegangen sind. Es gab 1 Euro Partys oder 1 Mark Partys. Dann waren hier „Chicks On Speed“, das waren diese Hardcore Trance Partys. Dann gab es eine sehr gute R’n’B Party, mit denen ich noch lange zusammen gearbeitet habe, weil mich das immer so an den tiefsten Underground Club in New York erinnert hat. Der Laden hatte aber vom Grund her eigentlich einen sehr schlechten Ruf. Damals, als ich hier angekommen bin, war ich komplett in der Techno Szene drin. Ich war auf der Fusion, ich war auf der ersten Koh Phangan Party, ich war beim Burning Man. Ich habe Musik immer mit ganzem Herzen gelebt, bin auch durch sämtliche Musikstrukturen durch mein Alter auch durchgegangen. Von Rock, Neue Deutsche Welle, Frank Zappa, Acid Jazz, Jazz … also ich habe eigentlich alle Musikrichtungen durchlebt und als ich hier vor elf Jahren ankam, war ich eigentlich der totale Technofreak würde ich mal sagen. Für das, was ich eigentlich vorhatte, war der Standort Sankt Pauli eigentlich der beschissenste, den man sich vorstellen konnte, weil gerade eigentlich diese Leute eher im Underground damals gefeiert haben, also niemals auf eine Partymeile gegangen wären. Es war nicht die große Masse, die diese Musik gehört hat, es war eigentlich das Nischenpublikum. Dann bin ich hier ins Docks gekommen und habe gedacht: »Ich mach hier einen Spielplatz für Erwachsene!«
Ich habe angefangen mir als erstes Kombinat 100 zu buchen, das war glaube ich mein allererster Act. Es waren damals glaube ich 400 Leute da, die auch wirklich nett getanzt haben. Ich hab’ damals noch anders verrückte Dekoideen gehabt. Ich habe zum Beispiel mal das ganze Docks voll Rindenmulch gekippt, hab vier Meter hohe Bäume hier hereingestellt – das durfte ich hinterher wegen meiner Tontechniker nicht mehr. Ich habe früher auch mal für eine Party drei Wochen komplett umgebaut den ganzen Laden und habe geweint, wenn nach zwölf Stunden Party die ganze Deko wieder weggerissen worden ist. Ich habe wirklich ein Portfolio von Partybildern, wie das Docks aussehen kann und wie es sich verändert. Witzig fand ich immer, dass die Hamburger es nie gemerkt haben oder nie darüber geredet haben. Das sag ich auch immer, vielleicht ist auch das noch diese alte Energie, dass ich hier so viel machen kann, wie ich will, es wird draußen nicht wahrgenommen. Bisher hatte ich ganz oft das Gefühl, dass, wenn ich Leute darauf anspreche, die gar nicht wissen, inwiefern sich das Docks so bunt verändert und die neue Generation, die weiß gar nicht, dass das Docks mal einen schlechten Ruf gehabt hat und kann es gar nicht fassen, weil die finden, dass hier so tolle Sachen passieren und wollen es wahrscheinlich gar nicht glauben, wenn sie von einem 40-, 50-Jährigem hören, dass das Docks eigentlich nicht wirklich der Laden ist, wo man hingehen sollte. Also es sollte jeder für sich selber überlegen, ob er sich traut, ob der guckt, ob er Vorurteilen traut oder ob er sich selbst eine Meinung bildet.
Und für eigene Meinungen bin ich sehr zu haben, das sieht man an meiner Wand, die ich zurzeit draußen habe. Ich bin kein Corona-Leugner, aber ich bin, wahrscheinlich auch auf Grund meines Alters, ein sehr, sehr kritischer Mensch, ich bin sehr kritisch erzogen worden. An meiner Wand kritisiere ich die Maßnahmen, die der deutsche Staat ausruft zu Corona. Ich habe Buchangaben da drin, ich habe große Künstler an der Wand, die die Menschen zum Denken anregen sollen, zum Beispiel den Dalai Lama, Jimmy Hendrix und Anne Frank. Ich habe aber auch Buchempfehlungen von Virologen und Ärzten mit hängen. Ich sage immer »Masken ja!«, aber man sollte eine Studie über Masken gelesen haben, was die Schäden sind, auch die Langzeitschäden und man sollte sich gut überlegen, ob es sinnvoll ist, grade bei Kindern, dass die den ganzen Tag ’ne Maske in der Schule tragen. Da weiß ich nicht genau, ob da der Nutzen und die Schäden schlimmer sind. Das seh’ ich auch ganz kritisch und da stehe ich auch zu. Erschrecken tut mich eher, dass mein Docks schon wieder unter diesem Ruf leidet und die Leute mir im Grunde den Aluhut aufsetzen nur weil ich kritisch denke. Das macht mich schon sehr traurig, aber stärkt mich auch noch mehr meine Meinung kundzutun und noch mehr Plakate an meine Wand zu hängen. Das zum Thema Corona.
Zum Thema Kiez, also Sankt Pauli: Zu Pandemiezeiten und auch nicht zu Pandemiezeiten hat der Kiez für mich ein absolutes Stück Freiheit, weil die Menschen hier schon ein ganzes Stück anderes sind, als irgendwo anders auf der Welt. Sie denken über bestimmte Sachen anders, die Menschen denken freier, sie sagen, was sie denken und sie bewegen sich auch freier. Das sieht man so ein bisschen an der Sperrstunde, die es hier nicht gibt. Das sieht man, wenn man über den Kiez geht in Pandemiezeiten, dass hier noch mehr gelebt wird als in dem Rest von Deutschland. Das kann man kritisch sehen, das kann man aber auch offen sehen. Ich bin da sehr dankbar für, dass die Menschen hier auf dem Kiez keine Angst haben vor dem Tod, weil dem Tod bist du ja ständig irgendwo in Begegnung. Seitdem ich hier lebe sind schon zwei oder drei Leute abgeknallt worden. Seit ich hier lebe, sterben Leute am Drogentod hier und das auch ganz offen. Ich glaube, dass Menschen hier sterben, weil sie mit dem Leben auf der ganzen Welt einfach gar nicht einverstanden sind. Ich sehe ganz viele Obdachlose, die hier gestrandet sind, die dem ganzen Leben wahrscheinlich auch sehr kritisch gegenüber stehen, aber sie werden hier aufgefangen und auch geduldet … und das ist doch schon mal ein ganz schönes Stück Freiheit.
Ansonsten sehe ich den Kiez und Sankt Pauli bunt, aber auch teilweise gesellschaftskritisch, weil da, wo die Armen leben, passiert auch oft ’ne ganze Menge. Ich kritisiere schon, dass oft ein offener Drogenkonsum hier abläuft, vor Kindern, was mich auch sehr traurig macht, aber was wahrscheinlich schwierig ist zu ändern, weil wenn man die Drogendealer von hier wegschickt, dann landen sie wahrscheinlich in irgendeinem Park vor der Schule und das ist noch viel schlimmer.
Die Kiezpolitik finde ich sehr gut, da den Menschen doch wirklich eine bestimmte Freiheit gegeben worden ist, was man auch jetzt zu Coronazeiten extrem spürt. Ich bin stolz, dass ich meinen Laden hier auf dem Kiez habe, obwohl … das finde ich ganz witzig, das war für mich ein einschneidendes Erlebnis vor Jahren. Und zwar habe ich ja auch immer die 3000 Grad Leute zweimal im Jahr zu Besuch, die bei mir eine Party machen mit dem Wanderzirkus. Also einmal machen sie den „Wanderzirkus“ und einmal machen sie „3000 Grad On Tour“. Der Wanderzirkus ist immer wunderschön, weil sie genauso zu mir wie ich zu ihnen passen, weil sie genau so viel Wert auf Dekoration und Stimmung legen und auch eine gefühlsmäßige Stimmung auf einer Party erzeugen. Das kann man nicht nur mit Musik erzeugen, das macht man auch mit Walking Acts, mit Kunstprojekten und Kunstobjekten, die man dem Gast schenkt. Unter Anderem legt dann auch ganz oft Eule von Fusion bei mir auf für das 3000 Grad oder für den Wanderzirkus. Als ich Eule kennenlernte, der auch ein alter Hamburger ist, da meinte er zu mir: »Ach du bist Leo? Meine Güte, bist du mutig! Ich hätte niemals einen Technoschuppen auf der Reeperbahn gemacht und schon gar nicht das Docks. Wahnsinn, was du aus dem Laden gemacht hast, ich hätte mir das nicht zugetraut!« Das hat mich doch ein kleines Stück größer gemacht. Ich bin 1,63 m und danach war ich wahrscheinlich 1,65 m. Ich bewundere Eule sehr, finde seine Politik auf der Fusion auch recht gut und habe ihn schon über Jahre beobachtet. Ich war auch bei der ersten Fusion dabei und habe mir bei ihm sehr viel abgeguckt, er ist also einer meiner heimlichen Lehrer und ein Lob von seinem Lehrer zu kriegen ist doch toll!
Das einzige, was mich wirklich auf Sankt Pauli stört, ist das Verhalten der Touristen, was sie manchmal an den Tag legen bei den Leuten, die hier schon lange wohnen. Ich weiß gar nicht, wie wir geworben werden in Stadt- oder Reiseführern, aber manchmal glaube ich, dass da steht »Du kannst dich benehmen, wie du willst! Du kannst den Menschen in die Tür pischern, du kannst den auch in die Tür kacken! Du kannst hier feiern, du brauchst keine Rücksicht nehmen!« Sie nehmen ganz oft keine Rücksicht auf die Menschen, die hier leben. Das wäre so eine Sache, die ich den Touristen vielleicht mitgeben wollen würde. Verhaltet euch doch korrekt, wo ihr mit euren Fäkalien hingeht, ob ihr nachts noch irgendwo vor einer Haustür noch ewig lange feiert. Ihr würdet uns ungemein helfen, wenn ihr nicht draußen vor der Tür an den Kiosken feiert, sondern in unsere Clubs geht und unsere Kultur annehmt, weil sonst haben wir hier irgendwann nur noch Kioske. Und ich würde mir wünschen, dass ihr auch die Toilette aufsucht. Das wäre eine Unterstützung, die Sankt Pauli helfen würde und die es für uns Hamburger vielleicht auf mal möglich macht, dass wir dann auch mal kommen. Aber wenn die sich so benehmen, wie beim Ballermann in Mallorca, dann ist das für uns kein guter Ruf und es ist auch für uns alle nicht gut und wir fühlen uns damit auch nicht wohl – also ich jedenfalls nicht. Ich hoffe, ich spreche damit für die Leute, die hier leben.
Was mag ich denn an Sankt Pauli? Ja, dass hier so viele Leute schon fest leben und schon so lange leben. Ich mag die Leute, die auf Sankt Pauli leben, also die Bewohner. Und vielleicht sollte ich noch einmal eine kleine Warnung aussprechen. Ich habe ja einen Live-Club und ich bin sehr laut. Das liegt daran, dass ich ein altes Haus habe, die Prinzenbar hat zum Beispiel Stuck innen drin, ich kann die Prinzenbar nicht dämmen. Ich kann das Docks auch nicht dämmen, weil nicht mehr wüsste wie. Ich hab’ schon alles gemacht, was irgendwie möglich ist, Sauerkrautplatten an den Wänden rechts und links. Aber ich weiß, dass meine Musik nach draußen dringt und möchte jedem, der nach Sankt Pauli zieht eine kleine Warnung ausstellen: Guckt euch die Wohnung nicht an bei Tag! Nicht am Montag oder Dienstagmorgen 10 Uhr, das ist der leiseste Moment, den wir auf Sankt Pauli haben. Wenn ihr nach Sankt Pauli zieht, guckt euch doch die Wohnung Samstagnacht um 24 Uhr oder um 1 Uhr an und dann überlegt ihr euch, ob ihr das aushalten könnt und ob ihr mit diesem Lärm leben könnt. Wir mit unserer Kultur sind schon jahrelang auf Sankt Pauli und wenn da jemand kommt aus Bayern, der Ruhe gewöhnt ist, sollte sich gut überlegen, ob er auf diese heftige Tanz- und Feiermeile zieht. Wir Sankt Paulianer, wir Clubbesitzer, wir werden uns schon irgendwie einig, wir gehen aufeinander ein, aber wenn neue Menschen kommen, die hier Ruhe haben wollen am Wochenende, dann sind sie hier fehl am Platz und dann sollten sie doch woanders hinziehen. Das sage ich zu Sankt Pauli.