Das Panoptikum in Hamburg auf St. Pauli wurde 1879 gegründet und ist damit das älteste Wachsfigurenkabinett Deutschlands. Diese Tradition führt Familie Faerber in fünfter Generation bis heute fort - mit Hingabe, Sorgfalt und viel Liebe zum Detail.
»Sankt Pauli ist ein Stadtteil, der sicherlich von vielen Hamburgern anders wahrgenommen wird, als er wirklich ist. Es ist ein Stadtteil mit ganz vielen Gesichtern, ganz tollen Menschen, die aus unterschiedlichsten Bereichen kommen und nicht immer den ganz geraden, stringenten Lebensweg haben.«
Mein Name ist Susanne Färber. Ich bin geschäftsführende Gesellschafterin des Panoptikums, des Wachsfigurenkabinetts hier auf Sankt Pauli am Spielbudenplatz, welches 1879, genau am 11. Mai, von meinem Ururgroßvater Friedrich Hermann Färber gegründet wurde. Damit sind wir eines der ältesten Unternehmen hier auf dem Kiez. Das älteste, noch existierende Familienunternehmen, was sich seit seiner Gründung noch im Besitz der gleichen Familie befindet. Ein paar Jahre älter ist nur noch das Sankt Pauli Theater, welches sich ja ein paar Häuser weiter hier die Straße herunter befindet, und natürlich die Sankt Pauli Kirche, aber die Kirche ist ja kein richtiges Unternehmen, sofern lassen wir die mal außen vor.
Das Panoptikum war immer schon hier am Spielbudenplatz, weil im 19. Jahrhundert meine Vorfahren Sankt Pauli als Vergnügungsstadtteil für die ganze Familie als idealen Standpunkt auserkoren haben. Man muss sich vorstellen, dass damals, also Ende des 19. Jahrhunderts, Sankt Pauli für die Freizeitgestaltung für Familien aus Hamburg ganz wichtig war. Da gab es die Seelöwen von Hagenbeck, die hier in Fässern auf dem Spielbudenplatz präsentiert wurden, Schießbuden, es war wie so ein kleiner Jahrmarkt und damit auch ein idealer Standort für uns als Attraktion, die es auch schon damals war, wo neben Wachsfiguren auch Kuriositäten anderer Art gezeigt wurden. Insofern sind wir ganz eng mit Sankt Pauli und dem Stadtteil – und seiner Entwicklung natürlich – verbunden. Wir haben hier schon die unterschiedlichsten Episoden verbracht. Von den nicht so lustigen Zeiten in den 80er Jahren, als hier Sex und Crime auf dem Vormarsch waren, mehr zu der heute stattfindenden Gentrification und Kommerzialisierung und sicherlich auch dem Tourismus, der sehr wichtig ist. Diese Entwicklung hat im Grunde seinen Lauf seit dem Beginn der Musicals genommen, mit dem Beginn von Cats, was mehr als 20 Jahre im Operettenhaus gespielt wurde, was ja direkt neben uns liegt. Sofern ist es so, dass wir, als Unternehmen, was es hier schon so lange gibt, zu Sankt Pauli und der Identität Sankt Paulis dazugehören und wir auch stolz sind Teil Sankt Paulis zu sein. Der Stadtteil ist wichtig für unser Unternehmen, weil wir immer wieder versuchen mit der Auswahl an Figuren ein kleines bisschen die Brücke zum Stadtteil zurück zu schlagen. Wir zeigen zum Beispiel Sankt Pauli Größen wie Willi Bartels, der König vom Kiez, oder zum Beispiel Olivia Jones, die ja ganz viele Bars auf der Großen Freiheit betreibt.
Sankt Pauli ist ein Stadtteil, der sicherlich von vielen Hamburgern anders wahrgenommen wird, als er wirklich ist. Es ist ein Stadtteil mit ganz vielen Gesichtern, ganz tollen Menschen, die aus unterschiedlichsten Bereichen kommen, nicht immer den ganz geraden, stringenten Lebensweg haben. Genau das macht es aber auch spannend, mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten, diesen Menschen zu begegnen – das macht Sankt Pauli aus. Auch die hohe Toleranz Sankt Paulis macht den Stadtteil aus, insofern unterscheidet er sich schon essentiell von den anderen Stadtteilen in Hamburg.
Insgesamt ist es so, dass sich Sankt Pauli in den letzten Jahren natürlich stark verändert hat. Die Gentrification schlägt hier sicherlich auch zu. Es ziehen andere Leute nach Sankt Pauli, es werden andere Geschäfte eröffnet. Aber auch das gehört zur Stadtentwicklung dazu und diese Dynamik macht einen Stadtteil ja eigentlich auch spannend. Wir sehen uns ein bisschen als Konstante hier, die sich aber auch immer weiterentwickelt.