Schon seit 55 Jahren verwöhnte Familie Rönnfeld auf Sankt Pauli Kundinnen und Kunden mit feinsten Konditoreiwaren. Seit dem 01.01.20 Wird die Tradition von Birgit Aue nach 28 jähriger Mitarbeit im Unternehmen fortgesetzt. Dabei setzt man auf Klasse statt Masse und wird dafür nicht nur auf dem Kiez geliebt.
»Sankt Pauli hat sich verändert, ganz klar, mit den Leuten, die hier arbeiten, mit den Leuten, die hier wohnen, mit den Leuten, die Sankt Pauli besuchen, sprich Touristen, die feierfreudigen Leute, leider auch, die sich manchmal nicht benehmen können.«
Wir sind hier in der Konditorei Rönnfeld. Ich bin Birgit Aue, ich habe seit Januar dieses Jahres, also seit dem 01.01.2020, den Laden übernommen, bin selber aber schon 29 Jahre hier im Betrieb tätig. Herr Harry Rönnfeld hat den Laden Ende der fünfziger Jahre eröffnet und sein Sohn hat es dann übernommen, und ich dann jetzt nach 29 Jahren. Der Laden war schon immer an dieser Adresse, also schon immer in der Hein-Hoyer-Straße. Ich habe jetzt hier alles übernommen, was in dem Betrieb drin war; von der Brötchenpresse, die aus dem Ende der fünfziger Jahre stammt, über den Ofen, der auch Ende der fünfziger Jahre hier eingebaut worden ist. Vor zehn Jahren ungefähr wurde der Ofen überarbeitet, dass mir die Heizröhren – ich habe Ober- und Unterhitze – und die Heizröhren sind dann überarbeitet worden, so dass die Stromeinspeisung mit den Heizstangen übereinander passt, sonst knallen die einem immer durch und dann backt man auf halber Flamme und auf halber Flamme heißt dann, dass man stundenlang backt und es wird trotzdem nicht fertig. Den Laden hat Herr Harry Rönnfeld hier damals eröffnet, weil er eine Konditorei suchte, einen kleinen Laden, und hat einen Lehrling gehabt und den hat er gefragt, ob sein Vater, der Bäcker war zu dem Zeitpunkt, auch eine Lokalität wüsste, wo er den Laden übernehmen könnte und entsprechend haben sie sich dann geeinigt und dann ist der Laden von Anfang an hier entstanden. Er war nie an irgendeinem anderen Standort gewesen.
Als ich damals hier anfing, also ’91, am 15. April ’91, war dies ein sehr alter Stadtteil, die Bewohner waren also sehr alt gewesen zu dem Zeitpunkt, es waren aber auch viele Kinder vorhanden und im Laufe der Zeit sind die Alten natürlich weggestorben, das passiert halt im Leben, und die Kinder sind komischerweise auch alle weggezogen, also auch spontan. Auf einmal war das Viertel auf unserer Seite im Viertel kinderleer gewesen, hatte man das Gefühl. Also auf unserer Seite der Reeperbahn, heißt Hein-Hoyer-Straße von Reeperbahn Richtung Paulinenplatz. Und dort hatte man immer das Gefühl, eine Zeit lang waren ganz viele Kinder auf der Straße zu Gange und dann auf einmal gar nichts mehr. Und jetzt hat sich dieser Stadtteil, dieser Teil der von Sankt Pauli so gewandelt, dass abends richtig Leben offen auf der Straße herrscht. Manchmal, wäre ich hier Anwohner, würde mir das vielleicht auch mal zu viel werden, ich weiß nicht wie meine Nachbarn das hier sehen, auf jeden Fall hat sich das schon extrem gewandelt.
Sankt Pauli hat sich verändert, ganz klar, mit den Leuten, die hier arbeiten, mit den Leuten, die hier wohnen, mit den Leuten die Sankt Pauli besuchen, sprich Touristen, die feierfreudigen Leute leider auch, die sich manchmal nicht benehmen können. Es entstehen immer wieder neue Lokalitäten hier, alte verschwinden leider und es ist das ein ziemlicher Wechsel, finde ich im Moment.
Ich habe davon schon erzählt, dass ich den Laden übernommen habe und jetzt, vor ein paar Tagen wurde meine Fensterfront verändert, also ich habe ein neues Fenster, eine neue Tür bekommen. Die Leute haben gleich Angst bekommen, dass ich den Laden aufgegeben habe, dass ich komplett raus bin und die haben echt Panik geschoben: »Das kannst du nicht machen, uns hier noch verlassen! Auf den letzten Rest! Wir brauchen eine verlässliche Ecke einfach.« Ich konnte die Leute natürlich entsprechend beruhigen, dass ich gesagt habe, es ist nur ein neues Fenster, es ist nur eine neue Tür und der Inhalt bleibt der Gleiche!
Im Verkauf bei mir hat sich auch etwas verändert: Wir haben zwei neue Mitarbeiterinnen. In der Backstube wird sich auch noch was verändern, also im Moment sind wir zu viert insgesamt. In der Backstube kommt noch jemand dazu und dann werden wir mit fünf Leuten hier wieder vollzählig sein.
Ich hatte am Anfang vor Corona, bevor der Lock-Down kam, hatte ich die Absicht, Leute einzustellen, das habe ich natürlich entsprechend erstmal noch nach hinten verschoben, weil ich natürlich nicht wusste, was kommt auf mich zu? Kommen die Leute zu mir rein? Kommen die Leute weiterhin einkaufen? Aber zum Glück kann ich sagen, habe ich da gar kein großes Einbüßen haben müssen.
Also ich habe hier viele Leute, die sogenannte Wiederholungstäter sind. Vorhin haben gerade ein Bruder und eine Schwester einen Karton zurückgebracht mit dem Hochzeitsständer da drin, die Schwester hat am Wochenende geheiratet. Die habe ich schon kennengelernt, als die Schwester um die 14 gewesen ist. Jetzt ist sie 28, 29 glaube ich, insofern sind das auch solche Wiederholungstäter. Die waren völlig begeistert von der Torte, die sie bekommen hat. Es war eine Aufsatztorte, mit einem Anker obendrauf, einer roten Rose und den Namen von dem Brautpaar dabei. Und eigentlich sind die keine Creme Fans, haben aber eine Creme Torte bekommen von mir, und die waren also hellauf begeistert! Bei den Einschulungen, die wir jetzt vor einiger Zeit hatten, hatten wir unter anderem eine Schultüte, eine Torte in Form einer Schultüte mit einem Ninjago darauf, einem roten Ninjago, die Kinder waren begeistert gewesen sobald sie den gesehen haben, dann eine mit einem Einhorn drauf, das war auch ein spezieller Wunsch, und dann eine Torte mit Figuren drauf, mit einem Elefanten, mit einer Katze, mit einem Igel und einem Pinguin und dann Buchstaben, also die ersten drei, vier Buchstaben im Alphabet haben wir mit drauf gemacht. und so was machen wir dann immer individuell, weil jedes Kind, jeder Kunde hat so seine eigenen Vorstellungen von einer Torte und das versuchen wir nach Möglichkeit auch umzusetzen.