Noch mehr Hamburg geht nicht - der Grüne Jäger liegt zentral zwischen den beiden Szenevierteln Schanze und Sankt Pauli und bietet ein ganz besonders charmantes Ambiente für Veranstaltungen und Partys. Hier heißt es eintreten und wohlfühlen.
»Ich möchte andere Menschen gern dazu ermutigen, sich für ein Leben mit positiver Energie zu entscheiden und Lebensfreude zu entwickeln für das, was sie tun, auch wenn die Umstände erschwerend sein können.«
Moin, mein Name ist Sarah und ich leite seit einigen Monaten den Grünen Jäger Sankt Pauli.
Wir sanieren gerade den Grünen Jäger, der unter Denkmalschutz steht, von Grund auf neu.
Die Wiedereröffnung ist für Ende Oktober geplant. Dann werden mein Team und ich wieder täglich für Euch am Start sein, worauf wir uns schon riesig freuen.
Natürlich möchte ich auch das Geheimnis lüften, was alles erneuert wird: Wer den Jäger kennt weiß, dass er früher vor allem als Location für Veranstaltungen, Konzerte und private Anmietungen genutzt wurde. Mit der Wiedereröffnung erhält unser geliebter Grüner Jäger nicht nur einen frischen grünen Neuanstrich und eine moderne Show- Licht- und Soundtechnik, mit dem wir auch in Zukunft bei Konzerten auf unseren beiden Bühnen ordentlich Gas geben können, sondern auch ein neues, tagesumfassendes Konzept mit einem Gastronomie-Angebot von früh morgens bis spät in die Nacht.
Unsere Gäste können ihren Tag also schon morgens in unserem Café beginnen oder mittags unser Bistro besuchen, das eine kleine, aber feine Auswahl an nachhaltigen Speisen anbieten wird. Abends geht’s dann weiter an unserer Bar mit einem ausgewählten Bier- und Cocktailangebot für jeden Geldbeutel, dazu gibt’s handgemachten Hip-Hop Sound von unseren Resident-DJs, die der ein oder andere von Euch sicher bereits aus der Schanze kennen und die an den Wochenenden auch weiterhin zu wilden Jägernächten einladen werden.
Unser besonderes Augenmerk liegt auf unseren Bühnen, auf denen wir in Zukunft noch mehr kulturelle Veranstaltungen wie Slams, Diskussionen und Talks stattfinden lassen. Es lohnt sich also vor Allem auch mal unter der Woche bei uns reinzuschauen, wenn Ihr Lust auf Kultur und Unterhaltung habt.
Außerdem wird nicht nur unser Biergarten im Grünen größer, sondern auch der neu angebaute Wintergarten lädt zum gemütlichen Klönen ein, sodass wir mit insgesamt etwa 150 Sitzplätzen innen und außen in Zukunft auch für Reservierungen und private Feiern ganz neue Möglichkeiten anbieten können.
Warum ich Anfang des Jahres die Leitung vom Jäger übernommen habe?
Da brauchte ich, als das Angebot da war, gar nicht lange zu überlegen. Wie jeder, der aus St. Pauli kommt oder hier arbeitet, hier wohnt oder in der Schanze und dem Kiez öfters mal feiern war, habe auch Ich natürlich einen persönlichen Bezug zum Grünen Jäger:
Ich kann mich nur noch dunkel erinnern, aber das sagt doch auch schon irgendwie alles?!... Partys bis zum Morgengrauen, enge schummrigen Räume von deren Decke der Schweiß der feiernden Meute tropfte und man ins helle Morgenlicht in Richtung Fischmarkt mit einer nächtlichen flammenden Liebeseroberung zog, todesmüde aber glücklich... die Nächte von Sankt Pauli manifestieren sich in diesen Momenten, dafür leben wir hier und lieben es.
Bereits bevor ich die Leitung des Grünen Jägers übernommen habe, war ich mit ganzem Herzen in der Gastronomie auf dem Kiez tätig – vom Spielbudenplatz bis zum Hamburger Berg – habe ich mich immer für jeden einzelnen Moment mit meinen bunt durchmischten Gästen begeistern können. Auch wenn ich mit Mitte Dreißig schon fast zu den „ollen Lü“ gehöre, zumindest was die Feierszene angeht, so machen mich diese Nächte in denen aus fremden Menschen Freunde werden können, zutiefst glücklich.
Aber die vielen Glückmomente von friedlich feiernden Gästen haben diesem alten kleinen Jagdhaus „Grüner Jäger“ im Herzen von Sankt Pauli über die letzten Jahrzehnte einiges abverlangt. Der neue Betreiber, eine gemeinnützige Gesellschaft aus Hamburg zur Förderung von Kunst, Kultur und Gemeinschaft, hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, den Kulturwert dieses Schmuckstücks zu erhalten und eine Grundsanierung des Altbestandes in die Hand genommen.
Ich bin unglaublich stolz und glücklich, dass dem Grünen Jäger mit der Sanierung und Renovierung wieder neues Leben eingehaucht wird und die vielen Potentiale nun auch genutzt werden können – sei es kulturell oder musikalisch auf den Bühnen des Grünen Jägers, als gastronomische Party- & Szene Location für Anwohner und Gäste aus der ganzen Welt oder als gemeinschaftliches Wohnzimmer für den Austausch von sozialen und demokratischen Themen.
Der Grüne Jäger taucht in den historischen Archiven der Stadt Hamburgs erstmals mit dem Erbauungsdatum 1936 als geplanter Jugendtreff auf und bot in den 30er Jahren, zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise und der NS-Zeit, einen Rückzugsort und Treffpunkt für Gleichaltrige.
Dass der Ort noch heute ein zentraler Treffpunkt ist, merkt man an der schanzenläufig allseits geprägten Verabredungsfloskel »Lass ma’ beim Jäger treffen und dann schauen wohin.« Ein Klassiker einfach...
Heute gehört der Grüne Jäger zu den Kulturdenkmälern Hamburgs und ist damit eines der typischen Sankt Pauli Häuser. Für mich persönlich ist der Grüne Jäger nicht nur Kulturgut, sondern auch Kult Gut. Der fließende Übergang von Kult und Kultur ist eines der besonderen Merkmale der Sankt Pauli Kultur.
Während Kultur woanders etwas erhabenes, stilistisches, ja vielleicht sogar elitäres hat, so ist es in Sankt Pauli eng verwoben mit allem, was gemeinschaftliches Zusammensein auf Augenhöhe zelebriert. Hier sind Bars auch Bühnen, Kneipen auch Kunstgalerien und Yoga-Zentren auch Techno-Clubs.
Wir Sankt Paulianer, und ich zähle mich nach nun mittlerweile 10 Jahren hier dazu, sind absolute Herzensmenschen. Manche bunter, manche kantiger, manche lauter als andere, aber wir haben eines gemeinsam:
Wir haben einen starken Drang nach Freiheit in uns und können uns nur schwer vorstellen, uns in einer Mainstream-Gesellschaft einzuordnen.
Wir sind eben ein bisschen zu eckig, als dass wir in die runde Form passen.
Jeder Mensch strebt irgendwie nach Selbstverwirklichung, das ist klar. Aber hier in Sankt Pauli spürt man schnell, wie sehr sich die Menschen dagegen auflehnen, einer von unbedeutenden Vielen zu sein und in der großen Masse die individuelle Stimme zu verlieren.
Sankt Pauli ist ein eigenes Dorf inmitten der Stadt Hamburg und dabei so bunt, vielschichtig und herzlich wie seine Bewohner. Man kennt sich, man trifft sich, man kümmert sich. Und man begegnet sich immer auf Augenhöhe, egal wer Du bist oder woher Du kommst.
Wir tragen unser Herz auf der Zunge, was manchmal rüde oder derb rüberkommt, aber nur ehrlich gemeint ist.
Wenn ich Sankt Pauli in einem Wort beschreiben müsste, wäre es nicht das Wort „Herz“, weil es zu sehr auf der Hand liegt, es wäre auch nicht das Wort „Heimat“, obwohl es aus dem Herzen unmittelbar entspringt, sondern es wäre das Wort „Gleichheit“. Sankt Pauli ist eine Gleichheit aus Unterschieden, und bietet damit eine Basis für Alle, die auf der Suche nach einer Heimat sind.
Der Schrei nach Liebe ist hier jedoch auch im gleichen Maß mitschwingend. Denn so autonom ein Jeder hier sein möchte, so funktionieren wir niemals allein. Dafür ist der Mensch auch gar nicht gemacht.
Mich stört hier mittlerweile auch die Gewalt auf den Straßen, die Rebellion und Wut gegen das System, die jedoch oft Unschuldige trifft.
Ich würde mir wünschen, dass wir uns wieder mehr auf unsere Stärken fokussieren, uns ohne Gewalt Gehör verschaffen, unsere Meinung kund tun, ohne zu schädigen und eine ideelle Bewegung bilden, die unser direktes Umfeld zum Guten verändern kann. Zunehmender Radikalismus verändert die äußere Wahrnehmung vom eigentlich friedvollen Sankt Pauli zu etwas Negativem, und das finde ich schade.
Auch ich habe in der Vergangenheit leider Gewalt und Zerstörungswut auf dem Kiez miterleben müssen. Drogen und Gewalt gehören aber meiner Meinung nach nicht in eine Gesellschaft, in der wir langfristig friedlich zusammenleben können. Deshalb möchte ich meinen Teil dazu beitragen, indem ich meinen Mitmenschen zuhöre, für sie da bin und ihnen helfe, wenn nötig. Ich möchte andere Menschen gern dazu ermutigen, sich für ein Leben mit positiver Energie zu entscheiden und Lebensfreude zu entwickeln für das, was sie tun, auch wenn die Umstände erschwerend sein können.
Ich liebe meine Arbeit mit den vielen unterschiedlichen Menschen, meine Wirkungsstätte unter dem grünen glühenden Hirschen, der gleichzeitig sowas wie mein Wohnzimmer ist und ich freue mich auf alle neuen und alten Nachbarn, Freunde, Gäste, Besucher – ob aus St. Pauli, Hamburg oder aus der ganzen Welt! Vielleicht zu einem Slam oder Konzert? Oder auf ‘nen leckeren Drink an der Bar?
Eins steht jedenfalls fest: Wir sind immer noch der Jäger.
Ein bisschen bissig, ein bisschen wild, aber immer noch Kult, Kultur und Gut. Sankt Pauli eben.
Ich freu mich auf euch. Cheers, eure Sarah.